Frankreich oder Kroatien?

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Foto: pixelio/Tim Reckmann

Wer holt sich am Sonntagnachmittag den Titel? Die favorisierten Franzosen? Oder die euphorisierten Kroaten? Stimmen Sie ab auf unserer WB-Facebook-Seite unter http://www.facebook.com/boettu.

Die Abstimmung läuft bis Final-Sonntag, 15. Juli, 16 Uhr. Merci fürs Mitmachen!

 

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Mir fehlen die Iren

von Katja Hrup*

Selten hat mich ein Turnier derart wenig tangiert, wie die Fussball-Weltmeisterschaft 2018 es tut. Nicht wissenschaftlich belegte Gründe mögen wohl die Ursache hierfür sein. Darunter fallen das angenehme Sommerwetter, die (zu) verplante Freizeit oder etwa das Versäumnis mich beim Tippspiel anzumelden. Ein wesentlicher Grund jedoch ist die fehlende Teilnahme meines Lieblingsteams und der dazugehörigen musikalischen Fangemeinde. Die irren Iren fehlen: sowohl auf dem Platz, der Zuschauertribüne als auch in der Fanmeile. Denn vor sechs Jahren an der Europameisterschaft 2012 haben sie das geschafft, was bislang niemand geschafft hat: mein (Fussballer)herz höher, schneller und weiter schlagen zu lassen. Kurzum haben sie mich damals mit ihrer Begeisterung, ihrer Euphorie und ihrem Lied «the Fields of Athenry», mit dem sie im sonst verstummten Stadion zu Danzig weit über die Spielzeit hinaus ihrem Team Respekt und Liebe zollten, an der Hand genommen und damit mein Herz berührt. Die Iren haben bewiesen, dass es möglich ist, würdevoll zu verlieren und damit den grössten Gewinn zu verbuchen, der beim Sport verbucht werden kann: Fairplay.

Dieses ehrenhafte Verhalten auf und neben dem Spielfeld fehlt mir an dieser WM. Sinnfreie Aktionen von Spielern gefolgt von zeitweise wirklich dummen Äusserungen vermiesen mir die Stimmung derart, dass eine emotionale Beteiligung zum abwegigen Gedanken verkommt. Zu oft drehen sich die Themen um Nationalismus, schizophrene Herzen, um Mehr- oder Minderwertigkeit, um Unsummen an Geld, das hin und her fliesst. Weshalb? Warum? An wen? Wir sprechen von Superlative. Von vielen Nullen – im wörtlichen, wie im übertragenen Sinn. Was sich da noch um Fussball – einen Mannschaftssport – dreht, frage ich mich?

Dass Fussball mit Politik und Macht im direkten Kontext steht, hat die Autorin bereits in anderen Beiträgen verarbeitet (hier und hier). Dass sich jetzt neben Politikern auch noch Hobby-Wissenschaftler zum Thema «Fussball» einmischen – und damit die wirklich fussballinteressierten Mitbürger, denen es um die 22 Mannen auf dem Feld und sonst um gar nichts geht, aufmischen – ist dann doch auch mir zu viel des Guten. Selbsternannte Pädagogen, Podologen, Ornitologen, Psychologen und Historiker – hier von mir auch Demagogen genannt – scheinen wie Pilze nach einem Herbstregen aus dem Boden zu schiessen, geben sich vermeintlich wortreich zu Aktionen und Themen, die sie entweder schlecht oder gar nicht recherchiert haben und verteilen schlussendlich ihren geistlosen Durchfall in Foren, die der Intelligente besser meidet. Das Schlimme daran? Die Fussball-WM 2018 verkommt zur Rassismus- und Migrationsdebatte schlechthin und entfernt sich so weit vom Thema, wie man sich nur entfernen kann.

Sollten demnach der zweiten Halbzeit die Glanzmomente ausbleiben – und ich rede hier nicht von spektakulären Toren oder Torschützenkönigen – sollte sich die WM-Spirale weiterhin in eine negativ-destruktive Richtung entwickeln, werde ich ausschalten müssen, bis die Iren eines Tages wieder dafür sorgen werden, dass ich meine Meinung zum Thema Fussball revidiere. Zwischenzeitlich gönne ich mir hin und wieder «the Fields of Athenry» aus dem Jahre 2012. Für mich nicht nur ein Lied, sondern ein Gefühl. Videobeweise dazu bestehen genug.

*Katja Hrup (41) ist ehemalige WB-Praktikantin. Sie arbeitete bis vor Kurzem als Pflegefachfrau HF im Kinderspital Luzern. An der Schule für Linguistik (SAL) hat sie den Studiengang „Literarisches Schreiben“ absolviert. Ihre literarischen Texte sind auf http://www.textzentrale.ch nachzulesen.

Der liebe Vladimir und die bösen Überraschungen

von David Koller*

«Lieber Vladimir» – so begann ein Inserat, das letzte Woche in den Medien gestreut wurde. Endlich, war man geneigt zu glauben, bläst einer Putin den Marsch. Vonwegen! Der angesprochene Vladimir war ein anderer – der bis vor kurzem gelobte und nun getadelte Petković. Absender war Patrick Fischer, Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. Er wünschte Glück für das Spiel gegen Schweden.

Somit blieb alles wie gehabt: Das Volk freut sich über die WM und findet, dass Russland so schlimm gar nicht ist. Land und Leute geben sich gastfreundlich, die Städte sind schön, die Polizei hält sich zurück und lässt euphorisierte Fussballfans feiern. Alles halb so wild.

Schön wärs! Einmal mehr gemahnt vieles an potemkinsche Dörfer. Nach aussen glänzt die Fassade, dahinter bröckelt es allenthalben. Russland ist und bleibt eine gelenkte Demokratie. Die Opposition wird drangsaliert, die Medien sind gleichgeschaltet. Mit sogenannten Staatsfeinden macht man bisweilen kurzen Prozess: Die britische Regierung hält es für «sehr wahrscheinlich», dass der Doppelagent Sergei Skripal Opfer eines Giftanschlags Russlands wurde. Zudem streuen die Medien von Putins Gnaden bewusst Fehlinformationen, um westliche Staaten zu schwächen. Hinzu kommen die wiederholten Manipulationsversuche bei Wahlen in anderen Ländern. All das sind Fakten. Derzeit blenden wir sie aus.

Russen bräuchten starke Führer, besagt eine populäre These. Vielleicht ist etwas dran. Die Zaren wären mächtig und meist unbarmherzig. Als Russland Teil der Sowjetunion war, agierten Lenin und sein Nachfolger Stalin zarenähnlich und mit grosser Brutalität. Heute gibt Vladimir Putin den starken Mann – und das Volk steht mehrheitlich hinter ihm. Doch er will mehr: den Respekt der Weltgemeinschaft. Den Zerfall der Sowjetunion nannte der Ex-KGB-Agent die «grösste geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts». Seither arbeitet er daran, dass Russland wieder zur anerkannten Grossmacht wird. Mit Mitteln, die – gelinde ausgedrückt – nicht immer lauter sind.

Damit wir uns richtig verstehen: Das Land zwischen St. Petersburg und Wladiwostok ist herrlich, seine Bevölkerung liebenswert. Aber das politische System ist es nicht. Das dürfen wir nicht ausblenden, auch nicht während der WM. Und wie war das damals nochmals in Sotschi? Auch da gab sich Russland gastfreundlich und gesellig. Kaum waren die olympischen Winterspiele vorüber, annektierte Neo-Zar Putin die Krim. Kurz darauf begann der Krieg in der Ostukraine, er hält bis heute an. Dann wollen wir mal sehen, welche Überraschung er uns dieses Mal bereithält, der liebe Vladimir.

*David Koller war neun Jahre Redaktor beim WB. Er kennt Russland aus Studien und mehreren Aufenthalten.

 

Tierisch gute Analyse

Bildschirmfoto 2018-06-07 um 12.57.01Stefan Calivers: Flurin Clalüna hat das Aus der Schweiz in der NZZ vom 4. Juli auf den Punkt gebracht:

Doch am Ende ist es vermutlich ähnlich, wie wenn man einer Katze ständig erzählt, sie sei ein Löwe. Selbst wenn die Katze dies tatsächlich glaubt, bleibt sie, was sie ist. Eine Katze.“

Dem ist nichts beizufügen.

Neymar: Hollywoods next superstar

Wer kennt ihn nicht: Tim Toupets Mega-Hit, das „Fliegerlied“.

Aus aktuellem Anlass hat er seinen Song nun umgeschrieben. Dies soll nicht vom desaströsen Ausscheiden der Deutschen Nationalmannschaft ablenken, sondern jenen Spieler ins Rampenlicht stellen, der mit seinen Fähigkeiten nicht nur die Fussballwelt, sondern immer mehr auch die Regisseure in Hollywood verzückt: Bühne frei für den einzigartigen Neymar Junior.

Und hier Tim Toupets noch unveröffentlichter neuer Songtext: „Ich lieg gern im Gras, und schau zum Himmel rauf. Sehn die andern Spieler, nicht lustig aus? Und ist der Schiri dabei, dann wink ich zu ihm rauf: „Aua-aua“ – und zieht er einen Karton, dann bin ich super drauf… Und ich flieg, flieg, flieg wie ne Schwalbe, vibrier so stark, stark, stark wie ein Kompressor und so lang, lang, lang bis alle denken ich wär bald to-o-o-ot. Und ich flieg, flieg flieg…

Der liebe Neymar. Kicken kann er ja. Und er wird auch oft hart angegangen. Aber ob er sich deswegen gleich am Boden wälzen muss wie ein Fisch, der gerade aus dem Wasser gezogen wird und um sein Leben kämpft?

Klar: Neymar hatte „gute“ Vorbilder. Landsmann Rivaldo zum Beispiel, der an der WM 2002, vom Ball – und nicht vom Blitz – erschlagen, zu Boden donnert…

Oder Andy Möller, ein Meister seines Fachs, mit der „Mutter aller Schwalben“:

So ich habe fertig gelästert – aber könnte Büne Huber bitte mal jemand aufklären…

Weder haben die Fussballer nur ihre Unterarme tätowiert – noch stürzen sie nur im Strafraum…

Bälle für alle

von Chantal Bossard

Schweizer zieht euch warm an: Schweden lässt die Bälle rollen. Zumindest in der Küche. Die kleinen runden Hackbällchen namens Köttbullar schmecken nach IKEA und versprechen eine gehörige Portion Schweden. Sogar einen Song gibt es darüber: Hier ist er zu hören. Doch nun zum Rezept.

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Art: Hauptspeise

Zutaten:

400 g Hackfleisch vom Rind
eine halbe gelbe Zwiebel
1,5 dl Milch oder Sahne
1 Ei
5 EL Paniermehl („ströbröd“)
1-2 TL Salz
1-2 Prisen Gewürzmischung, alternativ Dijonsenf oder andere Gewürze
Butter und/oder Speiseöl für die Pfanne.

Zubereitung:

  1. Vermenge die Milch (oder Sahne) mit dem Paniermehl, dem Ei und den Gewürzen und lasse sie ziehen, mindestens 10 Minuten.
  2. Butter/Speiseöl in die Pfanne geben.
  3. Die Zwiebel schälen und in kleine Stückchen hacken.
  4. Bei leichter Wärme in der Pfanne erhitzen bis sie bräunlich werden.
  5. Alle Zutaten in einer Schüssel vermengen.
  6. Die Masse zu kleinen Kugeln rollen – am besten mit Wasser befeuchteten Händen damit’s nicht so klebt.
  7. Die rohen Köttbullar in der Pfanne braten. Erst etwas schärfer anbraten bis sie braun werden, dann bei geringerer Wärme durchbraten.

Optimale Beilage: Preiselbeermarmelade und Kartoffeln

Fazit:
Schweden ist im Ballbesitz. Die würzigen Köttbullar ballern sich im Akkord zu Publikumslieblingen.

Von hier stammt das Rezept.

 

Kulinarisches Unentschieden

von Chantal Bossard

Costa Rica vs. Schweiz: Wer gewinnt? Tschutti-technisch: keine Blasse! Auf dem Esstisch ist die Sache für mich klar: ein Unentschieden. Costa Ricas Nationalgericht Casado lässt sich mit der Schweizer Röschti vergleichen: simpel, aber schmackhaft. Und wie sich die Rösti mit Spiegelei und Speck ergänzen lässt, so ist auch Casado vielfältig zu verfeinern. Kein Abseits für die Kreativität.

Art: Hauptspeise

Zutaten:

300 g Bohne, schwarz, getrocknet
400 g Langkornreis
Kokosnussfett
2 Zwiebeln
2 Knoblauchzehen
2 kleine Chili-Schoten
Frisches Koriandergrün
1 Limette
Kokosflocken

Beilage 1

3 Kochbanen (Platanos)
Fritieröl
Salz

Beilage 2

Avocado
Salz
Pfeffer

Beilage 3

Eier
Butter
Salz
Paprika

Beilage 4

Maistortillas

Am Vorabend:

Die Bohnen in eine Schüssel geben, mit kaltem Wasser bedecken und über Nacht einweichen.

Das Reis kochen, zur Seite stellen

Am nächsten Tag:

1.) Das Einweichwasser aus den Bohnen abgiessen, Bohnen in einen Topf geben, mit frischem Wasser bedecken, aufkochen, Hitze reduzieren und halb zugedeckt etwa 1 Stunde kochen. Abgießen und gut abtropfen lassen.

2.) Bohnen und Reis in einer Schüssel mit etwas Koriander, Limettensaft und Kokosflocken mischen.

3.) Im Kokosfett geschnittene Zwiebeln, kleingehackter Knoblauch, geschnittener Koriander und Chili-Schotten andünsten.

4.) Reis-Bohnen-Gemisch dazugeben, auf mittlerer Stufe anbraten.

5.) Währenddessen die Platanos in «Rädli» schneiden und im Fritieröl beidseitig anbraten, bis sie eine gelbe Farbe bekommen. Danach die Rädli zwischen zwei holzigen Schneidebretter/Teller flachdrücken. Nochmals anbraten, salzen und im Backofen warmstellen. Die in Alu-Folie verpackten Tortillas ebenfalls in den Backofen legen.

6.) Die Avocados nach Belieben schneiden, pfeffern und salzen.

7.) Spiegelei machen. Währendem alles auf dem Teller anrichten. Ei auf dem Reis platzieren. Servieren und geniessen.

Alternative:
Fix dazu gehören Reis, Bohnen und Koriander. Die Beilagen variieren. Serviert werden häufig: Tomaten, Karotten, Poulet-Brust. Auch möglich mit Rindfleisch oder Fisch.  Im Netz gibt es viele verschiedene Casado-Varianten.

Fazit:
Casado ist wie der bereits dritte saubere Schuss mitten ins Tor eines schwachen Gegners. Unspektakulär. Aber funktioniert – simpel und schmackhaft!

 

 

Der Mythos von Dusel-Deutschland

Bildschirmfoto 2018-06-07 um 12.50.06Patrick Birrer: Am Samstagabend kurz nach 21.45 Uhr war die Welt vieler Fussball-Fans in der Schweiz und auf der ganzen Welt noch in Ordnung. Wacker verteidigende Schweden hielten gegen die ungeliebte DFB-Auswahl ein 1:1. Ein erneuter Punktverlust des vierfachen Weltmeisters und Titelverteidigers nach dem 0:1 im Startspiel gegen Mexiko hätte wohl das Aus für Jogis Jungs bedeutet.

Nur Augenblicke – und einen bemerkenswerten Abschluss von Toni Kroos – später, war alles anders: In Deutschland wurde gejubelt, im Rest der Welt geflucht. Fassungsloses Kopfschütteln, ungläubiges Staunen und schon bald die immer gleichen Floskeln vom „Glück der Deutschen“. Dieses eminent wichtige Tor in der Nachspielzeit, ein nicht geahndeter Penalty für die Schweden. Wieder einmal schien unser nördlicher Nachbar Glücksgöttin nicht nur geküsst, sondern regelrecht abgeknutscht zu haben. Der „altbekannte“ deutsche Dusel war in aller Munde.

Ohne Frage: Wer in der 95. Minute mit einem Schuss, wie er nicht jeden Tag gelingt, das fast sichere WM-Aus verhindert, hat Glück beansprucht. Doch die ständigen Hinweise auf deutschen Dusel sind mehr Mythos als Realität: Toni Kroos‘ Siegtreffer am Samstagabend war „erst“ das 18. Goal einer deutschen Nationalmannschaft an einer WM, das in den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit oder in der Verlängerung fiel und entscheidenden Einfluss auf den Ausgang einer Partie hatte. Dies im 109. WM-Spiel des DFB seit 1934.

Nun mögen manche diese 18 Tore (oder fast genau in jedem sechsten Spiel eines) eine grosse Anzahl finden. Der ewige Verweis auf „deutsches Glück“ ist dennoch abgelutscht. Vielleicht kommt er auch daher, dass noch nie eine deutsche Nationalmannschaft an einer WM ein Penaltyschiessen, also die „Lotterie“ vom Elfmeterpunkt, verloren hat. Doch ist das eine (späte Tore) und/oder das andere (Siege im Elfmeterschiessen) wirklich nur auf Glück zurück zu führen? Kaum. Wohl jede andere Mannschaft wäre nach einem Pfostenschuss wie jenem des eingewechselten Julian Brandt am Samstag in der 93. Minute zerbrochen, hätte mit fehlendem Glück gehadert. Nicht die Deutschen. In Unterzahl (!) versuchen sie bis zuletzt alles. Und belohnen sich. Glück? Vielleicht. Vor allem aber unbändiger Wille, Kampfkraft und beeindruckende mentale Stärke. Manch einer täte gut daran, mehr über diese Eigenschaften zu sinnieren, als über einen abstrakten Begriff wie „Glück“ zu lamentieren…

Von grossen Gesten und kleinen Hirnis

von Stefan Calivers

Sie nerven mich seit langem, diese unseligen Debatten über Schweizer und Eidgenossen. Die blöden Witze mit dem vollen Panini-Album, wenn man Lichtsteiner, Schär und Sommer eingeklebt hat. Und die bünzlige Erbsenzählerei vor dem Spiel, wer denn nun und wie laut die Nationalhymne singt. Mit Verlaub: Das ist eine Fussball-WM und kein Sängerfest. Auch kein Frisuren-Festival und kein Tattoo-Contest. Die elf Akteure in kurzen Hosen sollen tun, was sie können, nämlich Fussball spielen. Von den Beinen an aufwärts geht bei den meisten nämlich nicht sehr viel, leider.

Bestes Beispiel dafür sind unsere Nati-„Stars“ Xhaka und Shaqiri: Ihr Torjubel mit dem albanischen Doppeladler war nicht nur eine inakzeptable (politische) Provokation Richtung Serbien, sondern ein Eigentor der dümmsten Sorte in Sachen Integration. Ein Bärendienst an alle Secondos in unserem Land. Beste Munition für die offenen und verkappten Rassisten an den Stammtischen und Festbänken. Ein Steilpass für die Morgarten-Fraktion von Roger Köppel, der unsere Fussballnationalmannschaft in der „Weltwoche“ als „Veteranentruppe von Auslandsöldnern mit Schwerpunkt Balkan, angereichert durch ein paar eingeschweizerte Afrikaner“ bezeichnete.

„Wir konzentrieren uns auf den Fussball“, haben die Xhakas & Co. vor dem Spiel verkündet. Aber eben: Konzentration ist halt Kopfsache.

Rote Karte für Sarma

von Chantal Bossard

Sind Sie trotz WM-Trubel im Gleichgewicht? Bleiben Sie in Diskussionen mit Gegner Ihrer Lieblingsmannschaft stets in der innere Mitte? Sind Sie auch während den brisantesten Fussball-Spielen die Ruhe selbst? Ja? Wirklich? Ich habe den perfekten Test parat. Kochen Sie das serbische Nationalgericht Sarma! Dämpfen und rollen Sie die Kohlblätter, ohne zu fluchen. Schnetzeln Sie die unmengen Zwiebeln, ohne zu weinen. Halten Sie drei Stunden durch, ohne schlappzumachen. Geschafft? Sie müssen Buddha sein.

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Art: Hauptspeise

Zutaten:

750 g Hackleisch (Rind oder Schwein)
10 EL Reis
3 Stk große Zwiebel
2 Stk Knoblauch
1 EL Schmalz (alternativ: Olivenöl)
12 Stk Krautblätter (Sauerkraut, Weisskraut, China-Kohl)
2 Stk Lorbeerblätter
2 Prise Paprikapulver
100 g Mehl
1 Prise Salz
1 Prise Pfeffer
100 g Speck oder Ripperl
1 Schuss Wasser

Zubereitung:

  1. Reis in Bouillon nicht ganz durch kochen. Sollte „Biss“ haben. Zur Seite stellen.
  2. Zwiebel schälen und fein schneiden. Fleisch in kleine Stücke schneiden. In einer Pfanne Schmalz erhitzen, eine Zwiebel darin anschwitzen, Knoblauch dazu pressen. Fleisch salzen und pfeffern, in die Pfanne geben und etwas mitrösten. Pfanne vom Herd nehmen, ein wenig Paprikapulver und den Reis einrühren.
  3. Krautblätter im kochenden Wasser blanchieren, bis sie weich sind. Auf einem Küchentuch abtropfen lassen.
  4. Den Boden eines mit Teflon beschichteten Topfes (z.B. Brattopf) mit Krautblättern bedecken. Die restlichen Krautblätter mit etwas von dem Fleisch-Reis-Zwiebel-Gemisch belegen.
  5. Sauerkrautblätter links und rechts nach innen einschlagen und einrollen. Jedes Sarma in die Schüssel legen/stellen. Zwischen die einzelnen Sarmas etwas Speck oder Ripperln und die Lorbeerblätter legen. Die Schüssel muss auf diese Art voll ausgelegt sein, weil sonst die Sarmas aufgehen und die Fülle austritt.
  6. Mit 1 bis 2 Sauerkrautblättern bedecken, mit lauwarmem Wasser aufgießen und bei kleiner Hitze zirka zwei Stunden garen. Nicht umrühren, sondern von Zeit zu Zeit etwas durchschütteln.
  7. In einem Topf Schmalz erhitzen, eine Zwiebel klein schneiden, Mehl darin anschwitzen und mit etwas Wasser aufgießen. Etwas Paprikapulver in die Einbrenn rühren und kurz köcheln lassen. Einbrenn zum Sarma geben und so den im Topf enstandenen Saft binden.

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    Fazit: Familie und Freunde – sie nennen Sarma „einen Volltreffer“. Ich zeige dem serbischen Nationalgericht die rote Karte. Keine Geduld. Und keine Zeit – ich begebe mich auf die Suche nach der inneren Mitte.

    Quelle: https://www.gutekueche.at/sarma-rezept-3515

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